
Meister seiner Klasse
Talente-Team der Sportstadt Leipzig: Judoka Lenny Burk
Gerade erst ist Lenny Burk von der U23-Europameisterschaft aus der Republik Moldawien zurückgekehrt, in Kürze fährt er zum Grand Prix nach Zagreb. Der 21-jährige Leipziger ist mittlerweile international unterwegs und unterstreicht: Mit dem amtierenden Deutschen Meister in der Gewichtsklasse -66 kg ist immer zu rechnen!
Dieser erste Platz bei den Deutschen Meisterschaften (DM) Anfang Oktober zählt für ihn zu den zwei absoluten Höhepunkten seiner bisherigen Judo-Karriere. „Es war mein erstes Jahr bei den Männern. Wenn man aus dem Jugendbereich kommt, dann ist das eine große Herausforderung – im schlimmsten Fall bei manchen ein Bruch. Dann gleich Deutscher Meister zu werden, das war so krass“, erzählt Lenny Burk. Der Judo-Verband Sachsen adelte ihn nach dem gewonnenen Halbfinale gegen die amtierende deutsche Nummer 1 nach Weltranglistenpunkten: „Mit einem konsequenten Angriffsjudo, hoher taktischer Disziplin und starker Bodenarbeit kämpfte sich Burk bis ins Finale.“ Der Titel reiht sich in eine eindrucksvolle DM-Serie ein. Mit nur 14 Jahren verwies er die Konkurrenz in der U18 auf die Plätze; in den Folgejahren verteidigte er die Meisterschaft ein Mal. In der U21 belohnte er sich mit Bronze und Silber.
Zur Junioren-WM nach Tadschikistan
Als zweite ganz besondere Erfahrung berichtet er von der Teilnahme an der Junioren-WM 2024 in Dushanbe/Tadschikistan, für die er sich zuvor mit einem fantastischen zweiten Platz beim Junior European Cup qualifiziert hatte. Weitere Ausrufezeichen setzte er international unter anderem mit Bronze bei den European Open in Tallinn 2025 und 2022 mit dem Sieg beim Junior European Cup in Prag. Der Weg geht konsequent nach oben, oder? „Ja, das ist schon eine gute Geschichte. Aber ich bin selbstkritisch, sehe immer Verbesserungsmöglichkeiten und zweifle an mir. Selbstvertrauen auf der Matte ist wichtig und daran arbeite ich.“ Dies aktuell allerdings wenig in seiner Heimatstadt. Denn obwohl Lenny Burk nach wie vor für den Verein RANDORI Leipzig-West startet, trainiert er seit über einem Jahr am Bundesstützpunkt des Deutschen Judo-Bundes in Potsdam. „Ich bin ungern aus Leipzig weggegangen und am Anfang war es für mich in Potsdam nicht leicht. Allerdings sind die Konditionen dort wirklich sehr gut, die Qualität der Trainingspartner hoch und ich werde optimal gefördert.“
In der Bundesliga für den JCL
Für die vielen Titel stehen bis zu drei Einheiten am Tag im Trainingsplan. Zusätzlich ist er für den Studiengang Sportmanagement eingeschrieben. Von Sonntagabend bis Freitagmittag sind seine Tage in Potsdam eng getaktet. „Richtige Freizeit ist selten. Wenn ich nichts zu tun habe, dann ruhe ich aus und regeneriere“, erklärt Lenny. Freitagnachmittag kommt er dann in die Heimat, trifft sich mit Freunden und schaut zum Training beim Judoclub Leipzig (JCL) vorbei. „Mir fehlt die alte Gang schon. In der Schulzeit haben wir immer gebattelt und gequatscht; heute sind die meisten leider nicht mehr im Leistungssport. Umso mehr freue ich mich, dass ich ab Frühjahr wieder für den JCL in der Bundesliga kämpfe. Nach einer Saison für Spremberg fühlt es sich in Leipzig jetzt richtig gut an.“
Judo ist sein Sport: der direkte Vergleich und die Chance zum Lucky Punch. „Judo ist sehr vielseitig und im Eins-gegen-Eins entscheidet sich, wer besser ist. Ich kann mich hinter keiner Mannschaft verstecken, das finde ich gut“, so Lenny. „Außerdem kann ein vermeintlich schwächerer Kämpfer immer für eine Überraschung sorgen. Das ist spannender, als wenn über die 100 Meter jedes Mal Usain Bolt gewinnt“, lacht er. Neben der körperlichen Fitness setzt er auf Taktik und Mentaltraining. „Klar gibt es Tage, da merkst Du schon früh, dass das heute nicht großartig wird. Aber auf der Tatami bin ich voll fokussiert. Das Mentaltraining hilft mir, mich auf den Gegner einzustellen und an meine eigenen Stärken zu denken. Im Vorfeld von Turnieren schaut sich der Trainer die Konkurrenten an und erstellt seine Analyse. Er gibt mir Tipps und eine Strategie für den Kampf. Das hilft mir, mein Ding zu machen.“ Vorbilder im klassischen Sinne hat Lenny Burk nicht. Doch innerhalb seiner Sportart sind die Japaner eine Klasse für sich. „Sie sehe ich am liebsten kämpfen. Japan ist die Heimat des Judo und die Nation dominiert den Medaillenspiegel. Sie haben einfach ein anderes Niveau, eine irre Intensität“, schwärmt er.
Familienmensch mit modischer Vorliebe
Dass er heute bei den Judoka auf der Tatami und nicht bei den Ringern auf der Matte steht, entschied eine Kleiderfrage. „Ich hatte früh Zugang zu beiden Sportarten: Mein Vater war Vize-DDR-Meister im Ringen, meine Mutter beim Judo aktiv. Am Ende fand ich die Judo-Anzüge cooler als die Ringertrikots“, verrät er. Überhaupt spielt die Familie eine wichtige Rolle. „Meine Familie unterstützt mich sehr und dafür bin ich dankbar. Sie hat einen großen Anteil an meinen Erfolgen. Meine Eltern waren zum Beispiel bei der WM in Tadschikistan dabei. Das ist überragend.“ Das nächste Ziel der sportlichen Familie ist Zagreb. Der Grand Prix vom 14. bis 16. November ist Teil der IJF World Tour, einer weltweiten Judo-Tour der Besten, die seit 2009 von der International Judo Federation organisiert wird. „Es ist eine Ehre, dass ich im ersten Jahr bei den Männern beim Grand Prix antreten darf. Ein Favorit bin ich mit Sicherheit nicht, aber ein bisschen ärgern möchte ich die ‚Großen‘ schon.“ Außerdem werden bei der Tour Punkte für eine mögliche Olympiaqualifikation gesammelt. „Für ein Olympiaticket nach Los Angeles 2028 müsste ich in den Top 32 der Weltrangliste stehen und der beste Deutsche in meiner Gewichtsklasse sein. Mit dem Wissen, dass ich in meiner Klasse jeden schlagen kann, gebe ich alles. Die Sommerspiele in Brisbane 2032 sind auf jeden Fall das Ziel.“
Fotoquelle: Thomas Wetzel/https://sportfotos24.net/
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