TALK „Wellen der Erinnerung – Schwimmlegenden im Gespräch“

Am Samstagabend kamen im Rahmen des Ehemaligentreffen des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) rund 140 Olympiasieger, Welt- und Europameister zusammen. Im Marriott Leipzig ging es beim Talk mit der nationalen Elite aus 70 Jahren Schwimmsport um große Sportmomente, Herausforderungen des Spitzensports und die deutsche Olympiabewerbung für 2040.

Moderiert von Heike Fischer-Jung (Bronze bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 im Synchronspringen) tauschten sich Heiko Rosenthal (Bürgermeister und Beigeordneter für Umwelt, Klima, Ordnung und Sport der Stadt Leipzig), David Profit (Präsident des DSV), Antje Buschschulte (mehrfache Welt- und Europameisterin, Neurobiologin, Referentin der Staatskanzlei), Hans Fassnacht (Silbermedaille Olympische Spiele 1972, Sportler des Jahres – extra aus den USA angereist) und Wolfram Sperling (Olympische Spiele 1972, mehrfacher DDR-Meister, Präsident Sächsischer Schwimmverband) aus.

David Profit, seit 2024 neuer DSV-Präsident, blickte zu Beginn auf einen „Raum voller Schwimmsportgeschichte“. „Alle Athleten hier haben zu ihrer Zeit einen überragenden Job gemacht. Und ich schaue auch gerne in die Zukunft. Wenn wir es schaffen, dass junge Menschen schwimmen lernen, dann in Vereinen bestens aufgehoben sind und bei der Talentesichtung entdeckt werden, sind die ersten Schritte getan. Zusätzlich müssen die Leistungssportförderung und die Anerkennung der Trainer überarbeitet werden. Dann können wir an die großen Schwimmsportmomente anknüpfen“, so Profit, der dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) noch einen Wunsch zu Bewerbung für 2040 mitgab: „Der DOSB geht sehr bürokratisch an die Sache heran. Wir müssen unbedingt emotionaler werden.“

Sportbürgermeister Heiko Rosenthal betonte, dass ihm viel am Schwimmsport liegt. „Zunächst danke ich Ihnen, dass Sie die Sportstadt Leipzig für ihr Treffen ausgewählt haben“, begrüßte Rosenthal. „Es ist wichtig, dass das Schwimmen im Schulsport fest verankert ist. Dafür erfüllen wir unsere Aufgabe, indem die Wasserflächen zur Verfügung stehen. Die Infrastruktur ist die Basis – dann finden wir auch die Talente. Und noch eine gute Nachricht für den Nachwuchs: Die Universität Leipzig geht wieder in die akademische Trainerausbildung. Schließlich muss es uns gelingen, dass die Trainer angemessen bezahlt werden – dann haben wir eine sehr gute Situation.“

Antje Buschschulte verglich die Sportler von Damals und Heute sowie die Erwartungshaltung des Umfeldes. „Die Athleten haben sich schon sehr verändert. Da war immer schon viel Ehrgeiz, aber eben auch Party und Spaß. Heute sind die Spitzensportler doch sehr brav, zielstrebig und professionell. Demensprechend verbissen ist auch die Haltung bei Medien und Verbänden: Wir wollen Medaillen sehen. Die Plätze vier bis acht sind leider nichts mehr wert.“

Für Organisator Rainer Wittmann, der sich in Leipzig 81-jährig aus der Leitung verabschiedete, hat dieses Wochenende neue Maßstäbe gesetzt. „Es ist schwer zu toppen, was die Leipziger hier auf die Beine gestellt haben. Wir haben uns sehr wohl gefühlt!“ Mit rund 140 Teilnehmern war das Treffen in Leipzig das bisher größte. Die ehemaligen Mitglieder der Nationalmannschaften erlebten unter anderem eine Stadtführung, eine Bootstour und einen exklusiver Besuch im Institut für Angewandte Trainingswissenschaften (IAT). Das nächste Ehemaligentreffen des Deutschen Schwimm-Verbandes findet 2027 in Bamberg statt.