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„Nervenkitzel vor jedem Sprung“

Talente-Team der Sportstadt Leipzig: Wasserspringer Louis Förster im Interview

Louis Förster ist eines der Gesichter unseres Talente-Teams der Sportstadt Leipzig. Er ist Wasserspringer beim SC DHfK Leipzig und stürzt sich vom Brett oder vom Turm artistisch in die Tiefe. Seinen sehr guten Leistungen bei nationalen und internationalen Wettkämpfen verdankt er die Aufnahme in den Nachwuchskader 1, die es nun als jüngster Athlet im Kader zu bestätigen gilt.

Wasserspringen bei Olympischen Spielen

Wasserspringen ist seit 1904 eine olympische Sportart, die in acht Disziplinen ausgetragen wird. Gesprungen wird entweder vom 3-m-Brett oder vom 10 Meter hohen Turm, einzeln oder synchron als Paar. Bei den Frauen besteht ein Wettbewerb aus fünf, bei den Männern aus sechs Sprungdurchgängen. Die Springer können Sprungtyp, Schwierigkeitsgrad und Reihenfolge ihrer (Kür-)Sprünge frei wählen. Die Sprünge setzen sich aus Salti und Schrauben zusammen, die von einer Jury nach festgeschriebenen Kriterien bewertet werden. Bei Jugendmeisterschaften gibt es das 1-m- und 3-m-Brett, sowie den 5-m-, 7-m- und 10-m-Turm.

Der 14-jährige Springer empfängt uns zum Interview in seiner Trainingsstätte – der Universitätsschwimmhalle in der Mainzer Straße. Dort trainiert er acht Mal pro Woche im Wasser. Auch sein letzter Wettkampf, die Deutschen Hallenmeisterschaften der B-Jugend, fanden im März 2025 hier statt. In seinem „Wohnzimmer“ konnte Louis gleich fünf Goldmedaillen in seiner Altersklasse erringen und ließ damit jede Konkurrenz hinter sich.

Seit Louis vier Jahre alt ist, springt er schon bei Wettkämpfen ins Wasser, obwohl er bei den ersten Malen in der Höhe richtig Angst hatte. Die Liebe zur Sportart liegt in der Familie. Seine Eltern waren Wasserspringer und auch seine ältere Schwester ist im Wasserspringen aktiv. Seit er sieben Jahre alt ist, trainiert Louis regelmäßig und zielgerichtet, wie er erzählt: „Früher waren die Aufregung und das Wettkampffeeling noch gar nicht da. Da war alles noch einfach und mein Talent hat gereicht. Mit sieben Jahren habe ich gemerkt, dass ich auch richtig trainieren muss, um mitzuhalten und zu gewinnen.“ 

Intensiver Trainingsplan

Louis lebt mit seiner Familie im Leipziger Umland. Nach der Grundschule wechselte das junge Talent auf das Landesgymnasium für Sport in der Stadt. „Seitdem ich auf dem Sportgymnasium bin, ist das Training intensiver und anstrengender geworden“, sagt Louis. Der Schüler streckt am Gymnasium die Schulzeit, indem er die 9. bis 12. Klasse in sechs statt vier Jahren durchläuft. Das ermöglicht es, den Hauptfokus auf den Sport zu legen. „Ich fange hier fast jeden Morgen 7.30 Uhr an mit Sport und habe dann nach dem Schultag nochmal Training bis 18 Uhr.“ 

Insgesamt absolviert der Wasserspringer von Montag bis Samstag zehn Trainingseinheiten in einer Trainingsgruppe. Sonntags ist frei. Die Einheiten sind eine Kombination aus Kraft- und Wassertraining sowie Regeneration oder Trockenübungen. Louis trainiert Pflicht- und Kürsprünge. Pflichtsprünge sind Teil von Juniorenwettkämpfen und spielen später im Seniorenbereich nur noch im Synchronspringen eine Rolle. Die Kürsprünge werden regelmäßig erweitert und somit anspruchsvoller. „Der Körper verändert sich. Es gibt Situationen, in denen fühlt sich beispielsweise eine Drehung plötzlich ganz anders an. Und es kann auch gefährlich sein, wenn dann die Beine oder der Kopf dem Brett zu nahekommen. Deswegen braucht es Konzentration – immer mit Köpfchen voran.“

Die Schwimmhalle in der Mainzer Straße biete sehr gute Trainingsbedingungen. Besonders gefallen dem Sportler die großen Fensterscheiben in der Sprunghalle. Er berichtet auch von der modernen Ausstattung der Halle. Neu ist beispielsweise die Wasserlonge, die aus zwei herabhängenden Seilen besteht. Die Wasserspringer können sich daran vor dem Sprung einhaken, während der Trainer die Seile am Boden steuert. Indem die Springer im Fall gebremst und vor dem Eintauchen gestoppt werden, werden neue Sprünge trainiert. Für den Wettkampfbetrieb fehlt es lediglich an einer großen LED-Anzeigetafel.

Alle Disziplinen werden trainiert

Im Training werden sowohl Sprünge vom Brett als auch vom Turm geübt. Vom 1-m-Brett zu springen macht Louis ganz locker und es falle ihm leicht, sagt er. Dagegen ist das 3-m-Brett risikoreicher. „Es kann sehr wehtun, wenn man aufklatscht. Aber mir macht das 3-m-Brett am meisten Spaß, weil man da im Wettkampf mehr ins Risiko gehen kann, anstatt vom 1-m-Brett eine Sicherheitsvariante zu springen. Der Nervenkitzel auf dem 3-m-Brett ist cool“, erzählt er begeistert. Mit „Klatschen“ meint Louis das falsche Aufkommen auf dem Wasser. Wenn das Eintauchen nicht gelingt, landet man mit dem Rücken oder Bauch auf der Wasseroberfläche. Und das kann richtig wehtun. Im Training kann die sogenannte Blasenanlage im Sprungbecken zur Risikominimierung beitragen. Dabei wird Luft an die Wasseroberfläche gepumpt, sodass diese aufgeschäumt wird. Der Aufprall des Wasserspringers wird durch die Luft gemindert und ist somit weniger schmerzhaft, wenn der Sprung missglückt. 

Louis springt auch vom fünf und sieben Meter hohen Turm. Er erklärt: „Turm ist so eine Sache, da es dort auch etwas höher geht. Das Eintauchen ist dann das Wichtigste und man muss viel trainieren. Bei den Deutschen Meisterschaften habe ich zum ersten Mal eine Goldmedaille vom Turm geholt.“ Vom 10-m-Turm springt er bisher noch nicht. Das Risiko schmerzhaft zu „klatschen“ und die Belastung für den Körper sei zu hoch.

Adrenalin ist wichtig für einen guten Sprung

„Vor fast jedem Kürsprung habe ich wirklich Respekt. Das ist aber normal und den braucht man auch, um den Sprung mit Adrenalin gut zu machen. Das Wasserspringen ist ja auch nicht ganz ungefährlich. Ich gehe vor jedem Sprung meine Schwerpunkte nochmal durch und das hilft mir, den Kürsprung ohne Klatschen zu springen.“ Zuletzt macht dieses Risiko für Louis den Sport aus. „Besonders ist einfach der Nervenkitzel vor jedem Sprung und die Erleichterung danach, wenn man es geschafft hat.“ Der zweieinhalbfache Auerbachsalto gehockt ist sein liebster Sprung. Gelernt hat er ihn zuerst vom 3-m-Brett und mittlerweile springt er ihn auch vom 1-m-Brett. Zu Beginn fiel es ihm schwer, den Sprung zu lernen. „Ich bin im Training immer wieder geklatscht. Dann habe ich den Sprung ein halbes Jahr nicht mehr trainiert. Irgendwann hat es dann aber geklappt und ich habe mich so gefreut, dass es mich motiviert hat, ihn immer weiter zu trainieren.“

Die Tricks der Wasserspringer kennt Louis selbstverständlich auch schon. Aufmerksame Zuschauer beobachten, dass er sich vor jedem Sprung mit einem kleinen Handtuch abtrocknet, vor allem an den Beinen. „Wenn einem kalt ist, hilft es, sich zwischen den Sprüngen abzutrocknen. Außerdem rutscht man bei gehockten Sprüngen nicht so leicht raus. Und es ist auch einfach so eine Angewohnheit von Wasserspringern vor dem Sprung“, beschreibt er mit einem Lächeln.

Das Ziel heißt JEM in Athen

Der nächste wichtige Wettkampf sind die Deutschen Jugendmeisterschaften im Mai. Diese finden in Halle (Saale) statt und bilden die Qualifikation für die Junioren-Europameisterschaften Ende Juni. „Darauf arbeite ich jetzt gerade hin. Und es geht dann auch um die Wurst. Dafür muss ich in Topform sein und hoffe, dass ich die Qualifikation für die JEM) in Athen schaffe.“ Auf die Frage nach seinem größten Ziel nennt er die Olympischen Spiele. „Bald ruft ja auch Los Angeles 2028 und natürlich werde ich versuchen, mich dafür zu qualifizieren. Das ist noch ein langer Weg und muss Stück für Stück erarbeitet werden. Das wäre schon was Schönes.“

Zunächst richtet sich der Blick auf die Jugendeuropameisterschaften im Juni in Athen. Bei der JEM im vergangenen Jahr konnte er sich bereits mit Bronze am 1-m-Brett dekorieren. Wir drücken Louis für Athen und alle weiteren Wettkämpfe die Daumen und bedanken uns herzlich für das Interview.

Autor: Jule Brendemühl/OSL

Fotos: SC DHfK Leipzig e. V. und Maxim (Galerie Mitte)

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